Um den Hauch einer mehr verwerteten Chance siegte der Tabellenzweite im Spitzenspiel und ersparte sich damit sein erstes Remis, das durchaus gerecht gewesen wäre. Nach der Ampelkarte gegen Aidhausens Betz (65.) und 1:2 im Rückstand marschierte Röthlein total offensiv nach vorne und hatte mehrere Chancen - aber auch Glück, dass Aidhausen seine Konter zu überhastet abschloss. Trainer Hau hatte tief in die Trickkiste gegriffen, stellte Talbierski auf den Liberoposten und schob Mikolay als Dampfmacher ins Mittelfeld. Beim schwungvollen Beginn zog Chris Büttner von links einen scharfen Schuss aufs Tor, Prediger köpfte aber drüber (2.). Als Mikolay von Thein im Strafraum freigespielt war, parierte Torwart Seis mit Fußabwehr (5.). Röthleins erste Chance bekam Torjäger Hugo: Nach einem langen Ball steuerte er allein aufs Tor zu, sein Heber ging jedoch knapp vorbei (14.). In der 30. Minute die Führung für die Hausherren: Prediger passte auf den freistehenden Mikolay, und der vollendete überlegt. Auf der Gegenseite war Torwart Bayer der Held, als er Hugos Drehschuss mit einer Glanzparade abwehrte (42.). Kurz nach Wiederbeginn fiel der verdiente Ausgleich: Der eingewechselte Gebauer zog von der linken Außenlinie nach innen und Ludwig hämmert ein zum 1:1 (50.). Starke zehn Aidhäuser Minuten wurden neuerlich belohnt. Wieder war die Kombination zwischen Mikolay und Ossmanaj zum abschließenden 2:1 von Prediger erste Sahne (58.). Nach dem Feldverweis trieb der überragende Calhoun die Gäste immer wieder nach vorne. Bei Gebauers Kopfball machte sich Bayer ganz lang (70.). Keine Abwehrmöglichkeit hätte gehabt, als Ludwig zum Kopfball auf das leere Tor kam - doch die Kugel segelte drüber (74.). Röthlein: Seis - Calhoun - Wegner, Peks - Krug (81. Lanz), S. Rückert, Ludwig, Hamzic (20. Gebauer), Braun - Hugo, Baake.
Tore: 1:0 Mikolay (30.), 1:1 Ludwig (49.), 2:1 Prediger (58.). Gelb-rote Karte: Betz (65./Aidhausen).
Schiedsrichter: Windsperger (Reichenberg). Zuschauer: 270.
Zehn Punkte Vorsprung auf den Relegationsrang - der zweite Sieg im neuen Jahr lässt Röthlein seine Abstiegssorgen fast schon vergessen. In einem mäßigen Match erarbeitete sich Hamzic, der in die Spitze rückte, weil Hugo den lädierten Keller auf dem Libero-Posten vertrat, die einzig verheißungsvolle Möglichkeit im Abschnitt eins, drückte aber aus sechs Metern drüber (35.). Nach Wiederbeginn gewann die Schmitt-Elf endlich an Fahrt und drängte den FC zurück. Ein Handspiel von Gäste-Keeper Glaser außerhalb des Strafraums bereitete den Weg zum Tor des Tages: Den fälligen Freistoß wehrte Kirchheim nicht weit genug ab, Krugs Nachsetzen und Gebauers Volley-Vorlage vollendete Ludwig freistehend aus acht Metern (58.). Trotz guter Gelegenheiten war Gebauer (Kopfball drüber/61.), Hamzic (auf der Linie geklärt/68.) und Ludwig (scheiterte am Torsteher/84.) die Vorentscheidung nicht gegönnt. Die Aufreger entsprangen in den Schlussminuten dafür allesamt dem Sündenregister. Baakes Losreißen aus Kagerbauers Klammergriff ahndete der Schiri völlig überzogen als Tätlichkeit und gab Rot, für sein Provozieren beäugte der vorbelastete Kirchheimer Gelb-Rot (84.). Der zweite Platzverweis für FCler Spall war unumstritten.
Frostiges Keller-Klima wird in Röthlein die Winterpause hindurch herrschen: Mit dem 2:3 gegen die bei Gegenzügen spritzigen und nach dem Wechsel auch erfolgreichen Kickers schmilzt der Vorsprung auf den Relegationsrang auf sechs Zähler. Und das im Grunde unnötig: Einbahnstraßen-Fußball zeigte der TSV die gesamte zweite Hälfte, doch auf dem holprigen Platz gesellte sich zu den Abspielfehlern auch reichlich Pech im Abschluss: Ludwig traf den Volley nicht exakt (49.), Baake schoss aus spitzem Winkel daneben (57.) und Gebauer köpfte vorbei (86.). Als Hümmer auf 2:3 verkürzte, war es letztlich zu spät (89.). Den Knackpunkt der Partie markierte Minute 51: Krug und Hugo sahen ihre Großchancen (ebenso wie später Ludwig/83.) von der Linie gekratzt und im Gegenzug fiel das 1:2. Ein weiterer Konter saß eine Viertelstunde später zum vorentscheidenden 1:3 (66). In der ausgeglichenen ersten Hälfte hatte Ludwig die Heimischen per feiner Direktabnahme am langen Pfosten nach vorne gebracht (6.), zehn Minuten später bestraften die Rothosen einen Röthleiner Ballverlust vor dem Strafraum mit dem Gleichstand.
Späte Tore bleiben auch im vierten Anlauf Knetzgaus Markenzeichen in der noch jungen Spielzeit. Diesmal allerdings durften die Haßgau-Kicker jubeln: Binnen dreie Minuten schlug Torjäger Stefan Seifert im Derby zweimal zu und machte aus einem 0:2 ein 2:2. "Ich war überzeugt, dass wir noch zu Toren kommen", sagte Spielertrainer Horst Derra, "der Punkt tut der Moral gut." Für Röthlein freilich kommt das Unentschieden einer Niederlage gleich. Mit dem Zwei-Tore-Vorsprung im Rücken hatte der Gastgeber nach der Pause mit den kreuzbraven Knetzgauern phasenweise Jojo gespielt, nur hinter der Höhe des Sieges stand noch ein Fragezeichen. "Wir hatten das Spiel klar in der Hand", schimpfte Abteilungsleiter Holger Gessner, "da kann man einen dicken Hals kriegen." Auch Trainer Markus Schmitt musste so einen haben. Gleich nach Abpfiff war er vom Sportgelände enteilt, schnurstracks nach einem Ende mit Schrecken. 88. Minute: "Ohne Veranlassung" (Gessner) rempelt Wegner Knetzgaus aufgerückten Vogentanz im Strafraum um, Torhüter Seis taucht beim Elfer ins falsche Eck - 2:1. 90. Minute: Am gegnerischen Sechzehner verliert Röthlein - nach einer Ampelkarte gegen Ludwig in Unterzahl (86.) - das Leder, schneller Konter, Seifert kommt aus 15 Metern zum Schuss - 2:2. "Und wenn das Spiel noch fünf Minuten gedauert hätte, hätten wir womöglich noch gewonnen", unkte Derra. Leicht möglich. Dann allerdings wäre das Spiel vollends auf den Kopf gestellt, weil sich Knetzgau bis dahin äußerst harmlos erwies. Erstmals in einem Punktspiel mit Vierer-Kette angetreten zwar, vorne aber nur mit einer Spitze (Seifert) - allenfalls bei Standardsituationen verbreitete dies Torgefahr, wobei nach Dümlers Freistoß auf Seifert wahrlich nicht viel fehlte (19.). Lichterloh brannte es dafür vor dem eigenen Gehäuse in Hälfte zwei: Peks (61.) und Krug (63.) ballerten daneben (63.), Hümmers Direktabnahme segelte drüber (78.) und Ludwig köpfte aus fünf Metern daneben (82.). Ganz zu schweigen von Baakes Großchance (70.) allein vor Keeper Geißendörfer, der kurz danach trotz guter Leistung ausgetauscht wurde. "Aus disziplinarischen Gründen", wie Derra sagte. Grob fahrlässig hatte die Heimelf ihre Chancen vergeben, nachdem im ersten Durchgang von wenigen sich bietenden Gelegenheiten zwei genutzt wurden: Von Ludwig bedient, umkurvte Baake den Schlussmann zum 1:0 (31.). Und blitzschnell über die Stationen Calhoun, Krug und Hugo das 2:0 (42.). "Nur das dritte wollte nicht mehr rein", so Gessner, "wir waren zu dumm."
Am Biertisch werden die Tore gefeiert, am Kaffee-Automaten werden sie produziert. ZF Sachs, Werk Nord, Bau 91 - der gemeinsame Arbeitsplatz der Einsteller Thomas Ludwig und Frank Hugo ist in den Pausenzeiten auch ein wenig Keimzelle für die Torfabrik des TSV Röthlein. "Wer den Kaffee bezahlen muss, richtet sich immer nach dem letzten Spiel", sagt Ludwig, "der Bessere kann das Geld zu Hause lassen". Derzeit kommt "Lulu" günstig weg. "Lulu" - so nennt alle Welt Ludwig seit Kindesbeinen nicht nur auf dem Fußballplatz - besitzt in der noch frischen Spielzeit die höchste Trefferquote: drei Spiele, drei Tore. "Ich habe halt momentan das Glück, dass die Dinger rein gehen", sagt er und hofft, "dass es in dieser Saison vielleicht noch mehr werden als in der letzten." Elf Einschüsse schlugen in der TSV-internen Statistik mit Rang zwei zu Buche, zwei Treffern mehr erfreuten Hugo an der Torjäger-Kanone und an kostenfreiem Koffein-Genuss. Mitunter auch, weil Leistenprobleme den Strafstoß-Experten Ludwig von der zweiten Hälfte der Vorrunde aussparten. Einmal schon hatte ihn sein Körper fast mit dem Ende der Laufbahn konfrontiert: Gerade erst zum TSV gestoßen, erlitt der heute 32-jährige Rechtsfuß, der das Fußball-Einmaleins in Schwebheim lernte, über Sennfeld für fünf Jahre zum VfR Schweinfurt kam ("meine schönste Zeit neben Röthlein") und sich bei der DJK Schweinfurt ein Jahr lang vergeblich um einen Platz in der Landesliga-Elf mühte, in der Rückrunde 1996/97 einen Bandscheibenvorfall. Operation. Zwei Jahre Pause. "Die Ärzte haben mir geraten, aufzuhören." Was folgte, war außer der Genesung die erfolgreichste Epoche für Ludwig selbst und für die Vereinsgeschichte des TSV Röthlein. "Komm' nach Röthlein, wir schießen sie rauf", sagte Ludwig im Frühsommer 2000 in der wohl bedeutungsschwangersten Pause am wohlbekannten Kaffee-Automaten zum Kollegen Hugo. Vom Neuanfang der DJK Oberschwarzach in der untersten Spielklasse wenig erbaut, wechselte Hugo zum TSV und formierte sodann zusammen mit "Lulu" und Klaus Baake im Angriff das "magische Dreieck." Der Wegfall der Schichtarbeit ermöglichte Ludwig regelmäßiges Training, und Röthlein holte sich mit über 100 Treffern die Meisterschaft in der Bezirksliga Ost. Als Aufsteiger landete der TSV in der Bezirksoberliga gleich auf Platz drei, der körperlich kleinste Angriff der Klasse war zugleich der Zweitbeste. "Mit dem Aufstieg haben wir aber heuer nichts zu tun", hält Ludwig das zweite Jahr für das Schwierigere, auch wenn der Saisonauftakt trotz personeller Engpässe mit sieben Punkten bestens gelang. "Wenn wir komplett sind, spielen wir um die Plätze drei bis fünf mit." Kein Geld, dafür gute Kameradschaft - Letztere macht für ihn den Spaß in Röthlein aus, und natürlich auch die Position hinter den Spitzen mit allen Freiheiten nach vorne und wenig Aufgaben nach hinten. "Mit meiner Spielweise habe ich mich mittlerweile durchgesetzt - auch wenn es dem Trainer am Anfang nicht so gepasst hat."
Der Spieler Klaus Baake wurde am Sonntag, den 18.08.2002 für mehr als 700 Fussballspiele für den TSV RÖTHLEIN mit einer Urkunde von Fussball-Abteilungsleiter Holger Gessner beim Beziksoberligaspiel gegen den FV Karlstadt geehrt. Der bereits 36jährige Klaus Baake spielt seit seiner frühesten Jugend beim TSV Röthlein und hat seit seiner aktiven Fußballzeit alle Höhen und Tiefen beim TSV miterlebt. Bei allen Aufstiegen von der damals noch C-KLasse bis in die Bezirksoberliga war Klaus Baake dabei, genauso wie bei den Spielen gegen die Bundesliga-Mannschaften vom 1.FC Köln 1995 und Borussia Mönchengladbach 1996. Seit Jahren ist er Spielführer und Vorbild für viele junge Spieler vom TSV . Sein großes Ziel ist es, einmal Torschützenkönig der Bezirksoberliga zu werden.